Die Voraussetzung für die Schulgründung war ähnlich wie heutzutage: Deutsche ‚Expats‘ und Mitarbeiter der Gesandtschaft arbeiteten und lebten mit ihren Familien in Peking. 25 schulpflichtige deutsche Kinder waren Ende 1913 in der Stadt, und nicht alle Familien fanden den privaten Unterricht bei einer Hauslehrerin hinreichend. Die Zahl der Kinder war genügend groß, an die Gründung einer ordentlichen deutschen Schule zu denken, zumal die bestehende französische, von Ordensfrauen geführte Schule als altmodisch galt.
Die deutsche Schulgründung in Peking war nicht die erste in China um die Jahrhundertwende. Begonnen wurde die Reihe 1895 in Shanghai, gefolgt von 1899 in Tsingtau (Qingdao) und 1913 in Hankou. Ebenfalls 1914 kam eine deutsche Schule in Jinanfu dazu, später folgten Shenyang (1925), Harbin (1927), Nanjing (1933). Meist gingen die Impulse von deutschen Geschäftsleuten aus. Unter allen deutschen Schulen hatte die Kaiser-Wilhelm-Schule in Shanghai die größte Bedeutung mit 300 Schülern und deutscher Reifeprüfung.
Am 22. Januar 1914 wurde der „Deutsche Schulverein Peking“ gegründet, der im Gebäude der Deutsch-Asiatischen Bank ansässig war, sein Vorsitzender war der preußische Konsul Heinrich Cordes. Zunächst überlegte man, welche Schulform überhaupt zu wählen sei. Von mehreren Seiten wurde eine deutsch-chinesische Schule gewünscht (ähnlich heutigen Begegnungsschulen). Der schultechnische Beirat der Deutschen Gesandtschaft sprach sich für dieses Modell aus, zumal einige chinesische Beamte schon länger gewünscht hatten, ihre Kinder an einer deutschen Schule unterrichten zu lassen, und auch englische Familien hatten Interesse signalisiert (fast gleichzeitig wurde dann eine britische Schule gegründet).
Dieses Interesse an einer deutsch-chinesischen Schule lag begründet in einer früheren Pekinger Einrichtung, die 1905 von einem Unteroffizier des deutschen Expeditionskorps gegründet und in den ersten Jahren auch durch das Deutsche Reich subventioniert worden war. Diese Schule, die den chinesischen Namen „Dehua Xuetang“ getragen hatte, ging 1909 in andere Leitung über, bis sie während der Revolution 1911 aufgelöst wurde.
Auf der Gründungsversammlung entschied sich jedoch die Mehrheit der Beteiligten schließlich gegen dieses Modell und beschloss die Einrichtung einer deutschen Schule nach den Richtlinien der „Tsingtauer Gouvernementsschule“. Als Lehrerin und gleichzeitige Schulleiterin wurde Fräulein Lina Holland verpflichtet.
Die Deutsche Schule in Peking begann ihren Unterricht am 16. Februar 1914 mit neun Schülern im Alter von 6 bis 10 Jahren in einer Militärbaracke auf dem Stützpunkt der Kaiserlichen Marine-Infanterie (des „Ost-Asiatischen Marine Detachements“), unweit der Deutschen Gesandtschaft am östlichen Ende der Legation Street, die heute noch besteht. Mit Kriegsbeginn wurden die deutschen Reservisten und Gesandtschaftswachen nach Qingdao kommandiert (was die Raumprobleme der Schule löste), und gleichzeitig flüchteten deutsche Frauen und Kinder aus der bedrängten Kolonie nach Peking, woraufhin die Schülerzahl auf 49 in acht Jahrgangsstufen stieg, deren Unterricht von freiwilligen, pädagogisch ambitionierten Helfern unterstützt wurde.
Zum Ende des Ersten Weltkriegs, im November 1918, wurde der Unterricht zunächst ausgesetzt, im Februar 1919 wurde der Schulverein aufgelöst und die Schule wegen der Repatriierungsbefehle der alliierten Siegermächte geschlossen. Während in Shanghai die Deutschen im März 1919 von britischen Schiffen außer Landes gebracht wurden, fand die Anordnung in Peking keine konsequente Anwendung, so dass einige Deutsche in der Stadt blieben. Die Deutsche Schule konnte im April 1919 wieder öffnen und blieb bestehen, auch gegen die Anweisung des Versailler Vertrags vom Sommer 1919, der die Schließung aller deutschen Institutionen in China vorgeschrieben hatte. Um Aufsehen zu vermeiden, zog die Schule an den östlichen Stadtrand gegenüber dem deutschen Friedhof; sie kehrte nach den Sommerferien in die Militärbaracken zurück.
1920 wurde der Deutsche Schulverein erneut und mit höheren Ansprüchen gegründet. Die Schule wurde ausgebaut, die Schulzeit verlängert. Von 1921 bis 1933 leitete Studienrat Wilhelm Sacklowski aus Berlin die Schule. Auch dank junger Lehrer aus Deutschland konnte das Unterrichtsniveau auf deutschen Standard gehoben werden, und 1928 wurde erstmals eine Abschlussprüfung für die UII (Klasse 10) abgehalten, die alle Schüler bestanden. Der Schulvorstand erfüllte die Forderung des Auswärtigen Amtes nach einer zweiten Oberschul-Lehrkraft und erhielt dafür die Erlaubnis, ab 1933 weitere Mittlere Reifeprüfungen abzuhalten. 1930 folgte zusätzlich eine ausgebildete Grundschullehrerin.
Im Herbst 1933 übernahm Studienrat E. Salkowsky die Schulleitung. 1934 wurde ein Kindergarten eingerichtet, der u.a. Kinder mit deutschen Sprachdefiziten auf den deutschsprachigen Schulunterricht vorbereitete. Vier Grundschul- und fünf Oberschulklassen wurden nun von vier professionellen Lehrern in wechselnden Klassenverbänden unterrichtet. Die deutsche Schulreform aus den späten 20er Jahren mit der Umstellung der Notenstufen und der verlängerten Grundschulzeit wurden ebenso vollzogen wie die Einführung des Englischen als erster und des Lateinischen als zweiter Fremdsprache.
Nach 21 Jahren seines Bestehens wurde der Pekinger deutsche Schulverein, der Träger der Deutschen Schule Peking, am 27. Mai 1935 in einer außerordentlichen Versammlung aufgelöst und vollständig in die eine Woche zuvor gegründete "Deutsche Gemeinde Peiping" integriert. Zuständig für die Angelegenheiten der deutschen Schule war ab sofort ein externer Schulobmann, und die oberste Entscheidungsinstanz lag nun beim Gemeindevorsteher. Eine neue Schulordnung regelte die Details. Die korrekte Spezifizierung lautete „Realschule mit Grundschulunterbau und Kindergarten“. Begründet wurde dieser Schritt erstens mit einer erheblich verbesserten Finanzierungsmöglichkeit der Schule, die unter dauerhafter Finanzknappheit litt: Die Einnahmen durch deren Mitglieder waren auch deshalb zu gering gewesen, weil sich die Zahl der Deutschen in Peking nach dem Umzug der Hauptstadt nach Nanjing spürbar verringert hatte und viele Mitglieder ohnehin nur den monatlichen Mindestbeitrag in Höhe von 1 chinesischem Dollar zahlten, der kaum eine Reichsmark wert war. Die Neuordnung sicherte der Schule stete Einnahmen aus dem Gemeindehaushalt zu, denn die Anzahl der Beiträger war beinahe verdoppelt und nach Einkommen gestaffelt. Fällige Investitionen fielen der Schule ebenfalls nicht mehr allein zur Last. Zweitens war gleichzeitig sichergestellt, dass die Schule nun nicht mehr selbstbestimmt handelte, sondern fest mit der gesamten Deutschen Gemeinde verbunden war, die mit den Zielen der deutschen Reichsregierung konformging. Gleich zu Beginn des Jahres 1936 erhielt die Schule auch eine beantragte Unterstützung von 5.000 RM (3.000 RM in Devisen und 2.000 RM auf ein deutsches Konto zur Begleichung von inländischen Fälligkeiten), einen erheblichen Betrag angesichts ihres bisherigen Jahres-Gesamtetats von ca. 16.000 RM.
Die Liegenschaften der Schule befanden sich nach wie vor in den deutschen Militärbaracken aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, im Herbst 1934 um eine dritte Baracke erweitert, die nun die Grundschule und den Kindergarten aufnahm. Die zweite Baracke beherbergte die Realschulklassen von Sexta bis Untersekunda, die dritte war für Naturwissenschaften und Sport reserviert. Neben der kompletten Umgestaltung der Ausstattung (Wasseranschlüsse, Sanitäranlagen, Zentralheizung) waren Dachreparaturen, die Pflasterung und Asphaltierung der Fläche vor den Gebäuden zur Verringerung des Straßenstaubs bei Spiel und Sport sowie eine geplante Erweiterung des Kindergartens um eine helle Terrasse die Schwerpunkte von Instandhaltung und Planung. Eine attraktive Bereicherung winkte der Schule mit einer Schenkung des ehemaligen Lehrers Enzmann in den USA: Er vermachte in dem auch bei Deutschen sehr beliebten Badeort Peitaiho (dem heutigen Beidaihe) ein Grundstück im Umfang von drei Tennisplätzen, nutzbar als Ferien- und Landschulheim, sofern die Behörden ihre Zustimmung erteilten.
Die Zahl der Schüler belief sich um 50 (September 1934: 46, davon 10 im Kindergarten; November 1935: 52, davon 13 im Kindergarten; Oktober 1936: 50, davon 14 im Kindergarten), relativ konstant also, trotz des erwähnten Fortfalls des Hauptstadtsitzes. Die Mehrheit der Schüler gehörte zu den unteren Klassen, weil die deutsche Gemeinde sich überwiegend aus jüngeren Familien zusammensetzte und Peking als dauerhafter Familienwohnsitz nicht in Frage kam. Die Obertertia und Untersekunda bestanden jeweils nur aus einem bzw. zwei Schülern. Die erforderliche Schülerzahl wurde gewährleistet, weil die Hälfte der Schülerschaft aus ausländischen Kindern bestand; durchschnittlich kamen 1934 bis 1935 jährlich fünf Schüler aus China, vier aus Österreich, drei aus den USA und drei waren russische Emigranten; auch aus England und Frankreich kamen jährlich ca. drei Schüler, einzelne weitere aus acht anderen europäischen Ländern. Die Schule versicherte, dass den deutschen Kindern damit keinerlei Nachteile entstünden, jedoch gegenseitiges Verständnis und Vermittlung durch diese heterogene Schülerschaft gefördert würden. Bestehende Defizite in der deutschen Sprachkompetenz v. a. in Kindergarten und Grundschule würden durch Nachhilfe und Förderung ausgeglichen (mitunter wurden Grundschüler zur Verbesserung ihrer Sprachkenntnisse in den Kindergarten integriert). Von 50 Schülern waren 28 muttersprachlich deutsch, 4 gemischtsprachlich und 18 ohne deutsche Muttersprache. Die Schule hatte einen christlichen Hintergrund: Durchschnittlich 32 Kinder waren evangelisch, 9 römisch-katholisch, 8 Mitglieder anderer christlicher Konfessionen, 2 ohne Konfession.
Der Lehrkörper bestand aus vier hauptamtlichen Kräften: Studienrat E. Salkowsky als Schulleiter, Studienassessor Dr. K. Gruber, der auch für die Pflege der Liegenschaften zuständig war, Lyzeallehrerin M. von Baranoff sowie Kindergärtnerin und Kinderhortnerin H. Sprössig. Nebenamtliche Mitarbeiter waren die evangelischen Pastoren Wollschläger und Ziegler, die katholischen Reverends Cremers und Dr. Görtz, Herr Jelachin für Russisch, Herr Netolitzky für Latein (beide Fremdsprachen waren fakultativ im Lehrplan) sowie Fräulein L. Wang als Kindergarten-Helferin. Die hauptamtlichen Lehrer erteilten über ihre 30 wöchentlichen Pflichtstunden hinaus ehrenamtlich drei freiwillige Überstunden pro Woche, um den Leistungsstandard der Schule zu gewährleisten. Regelmäßig wurden ab Klasse 3 je zwei Jahrgänge zusammengefasst und einschließlich mehreren Wochenstunden Stillbeschäftigung beschult. Englisch war Pflichtfremdsprache bei der amtlichen Abschlussprüfung, als zweite Fremdsprache konnte zwischen Französisch, Russisch und Latein gewählt werden. Unterricht am Nachmittag fand in Russisch und Latein sowie in den Bereichen Sport, Handarbeiten, Werken und Blockflötenspiel statt.
Ausflüge waren beliebt und wurden monatlich durchgeführt. Auf der Pritsche eines Lastwagens fuhr man in die Westberge oder besuchte historische Stätten der Umgebung, verbunden mit Wanderungen und Geländespielen. Bei Kälte oder Sandstürmen wurden sog. Kameradschaftstage durchgeführt in Anlehnung an den deutschen „Staatsjugendtag“ der „Hitlerjugend“, der wegen der internationalen Schülerschaft schwerlich in der deutschen Form hätte stattfinden können. Gestaltet wurden diese Tage, an denen beispielsweise an die „Reichsgründung“ und „den Tag von Potsdam“ erinnert wurde, mit Musikvorführungen, literarischen Rezitationen, naturwissenschaftlichen Experimenten, sportlichen Wettkämpfen und Auszeichnungen; beendet wurde die Feier mit dem Singen des Liedes „Ich hatt' einen Kameraden“.
Die jährliche Schulfahrt führte nach Tianjin, zur dortigen deutschen Schule, die größer als die Pekinger Schule war. Begegnungen, Austausch und sportliche Wettkämpfe von Schülern (Schlagball- und Faustballspiel sowie das „Deutsche Jugendfest“) und Lehrern waren das Programm, zu dem auch Ausflüge, Wanderungen und ein Gottesdienstbesuch im deutschen Club „Concordia“ gehörten.
Veranstaltungen mit regionalem Bezug waren neben Ausflügen und Besichtigungen auch Schattentheaterspiele, Lichtbildervorträge und die Fahrt mit einer Dampflokomotive. Der Abgeschiedenheit in der kleinen deutschen Community in Peking wie an anderen chinesischen Standorten wurde ein wenig abgeholfen, indem bei den Schülern beliebte Briefwechsel mit Schulen in Deutschland, die mitunter als Briefsammlungen in Päckchen versammelt waren, organisiert wurden. Man erhoffte sich damit eine engere Heimatbindung und „gestärkte Verwurzelung im eigenen Volkstum“ sowie bei den ausländischen Mitschülern ein „vertieftes Verständnis deutscher Art und deutschen Geistes“.
Turnusmäßige kulturelle Veranstaltungen fanden auf dem Schulgelände, in der Deutschen Gesandtschaft, in Hotels und beim „Deutschland-Institut Peiping“ statt. So war die Schule zum Erntedankfest in der Gesandtschaft eingeladen, bei der Botschafter Trautmann persönlich eine Ansprache hielt, Schillers 175. Geburtstag wurde mit einer Schillerfeier und Rede von Assessor Gruber sowie der Besichtigung der Schillerausstellung des Deutschland-Instituts begangen, eine Filmvorführung „Unser Hindenburg“ fand statt, und nicht zuletzt die Weihnachtsfeier im Deutschen Gemeindehaus. 1935/36 wird eine Steigerung des politischen Aspekts im Schulleben sichtbar: Das Jahr 1935 beginnt mit einer Fahnenweihe (3. Januar), einer Saargedenkstunde (12.1.) und einer Schulfeier zur Saarabstimmung (16.1.), dem Gedenken an die Reichsgründung im Deutschen Club (18.1.), gefolgt von einer „Hakenkreuznagelung“ zum Benefiz des „Winterhilfswerks“, einer Gedenkveranstaltung zur „Übergabe des Saargebiets“ (1.3.) sowie am 10.3. eines Besuchs der Tianjiner „Hitlerjugend“ mit Filmvorführungen („Der Führer eröffnet das W.H.W.“ und „Hitlerjunge Quex“). Den 1. Mai begeht sie Schule zusammen mit der Kirche und der Deutschen Botschaft, die den Propagandafilmilm „S.A. Mann Brand“ vorführt. Zu Beginn des Jahres 1936 gibt es eine Geschichtsfeierstunde von Assessor Gruber zur „Machtergreifung“, im April folgt die Feier von Hitlers Geburtstag mit Lichtbildern.
Internationale Beachtung in Peking findet die Deutsche Schule bei Konzerten mit amerikanischen Ensembles, einem Bazar im „Peking Union Medical College“ unter Schirmherrschaft der Gattin des Deutschen Botschafters. Herausragend ist der auch in der ausländischen Pekinger Presse beachtete Weihnachtsbasar und Ball im Peking Hotel unter Schirmherrschaft der Pekinger Abteilung der Deutschen Botschaft mit prominenten internationalen Diplomaten und herausragenden Mitgliedern etlicher westlichen Gemeinden; geboten werden Sport, Musik, eine große Tombola (u.a. mit Erzeugnissen aus dem Werk-, Bastel- und Handarbeitsunterricht) sowie Schülervorführungen (1934: Hänsel und Gretel, 1936: Schneewittchen). Die NSDAP China gestattete die Übergabe des Ertrags an die Schule, das Auswärtige Amt und der Volksbund für das Deutschtum im Ausland Berlin spendeten zusätzlich 500 RM. Unterjährige Spenden waren in erster Linie Bücher und Anschauungsmaterialien für den Naturkundeunterricht, Schallplatten und ein Grammophon.
In den mittleren 1930er Jahren war die Pekinger Schule eine kleine deutsche Auslandsschule in weiter Distanz zu Deutschland und abseits der deutschen Aktivitäten in China. Ohne den Status als Hauptstadt, ohne Hafenanbindung wir Tsingtau oder Tianjin, ohne große deutsche Gemeinde wie Shanghai, war der Standort Peking geradezu provinziell. Formelle Beziehungen mit Deutschland existierten dennoch, waren unvermeidlich und unverzichtbar. Die dargestellte Unterstützung der Schule durch das Auswärtige Amt und die Deutsche Botschaft bzw. Gesandtschaft waren wesentlich für ihr Fortbestehen und ihr öffentliches Ansehen in der Community, die Anerkennung des mittleren Prüfungsabschlusses („Obersekundareife“) in Deutschland war für die einzelnen Schüler ebenso wesentlich wie für ihre Familien am Standort Peking (ungeachtet der Tatsache, dass nur ein oder mitunter gar kein Schüler sich der Prüfung unterzog). Zuständig für die Genehmigung der Durchführung war das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. Den Vorsitz bei der mündlichen Prüfung lag bei der Deutschen Gesandtschaft (1935 dem Gesandtschaftsrat Baron von Plessen), die Deutsche Gemeinde war ebenfalls vertreten (1935 durch Architekten Frey). Die Prüfungsergebnisse wurden anschließend vom Ministerium anerkannt.
Ebenfalls war eine Gleichschaltung mit der NSDAP und der politischen Führung im Deutschen Reich selbstverständlich, die aber in den mittleren 30er Jahren anscheinend keine zentrale Rolle im Schulgeschehen bildete, die in deren Eigendarstellung eher beiläufig als aktiv forcierend erscheint. Die Gedenktage und Gedenkveranstaltungen, bei deren Durchführung Assessor Gruber als der einzige Geschichtslehrer hervortrat, entsprachen zweifellos dem Standard in Deutschland, ebenso die Sonderveranstaltungen – die Einbildung der NS-Ideologie in den Unterrichtsalltag ebenso. Bemerkenswert dagegen ist in diesem Zusammengang der genannte Hinweis, dass der „Staatsjugendtag“ wegen des hohen Anteils nichtdeutscher Schüler zugunsten eines Kameradschaftstages ersetzt wurde.
Per Gesetz vom 1. Dezember 1936 wurde die gesamte deutsche Jugend in der „Hitlerjugend“ zusammengefasst. Dies betraf auch die knapp 30 deutschen Schüler der Pekinger Schule. Bereits am 15. Februar 1935 war in Peking die „Hitlerjugend“ unter Leitung des „Standortführers“ Th. Slickers gegründet worden. Mitunter gemeinsam mit dem „BdM“ („Bund deutscher Mädels“) wurden Fahrten veranstaltet, in denen teils gegen Einwände von Eltern „ein Gegengewicht gegen das verweichlichende Leben“ der Pekinger Schüler geschaffen werden sollte; in Heimabenden wurden deutsche Lieder eingeübt und die NS-Ideologie verbreitet. Nach einer einjährigen Probezeit wurde den Jugendlichen bei der Sonnenwendfeier das „Hitlerjugendabzeichen“ überreicht. Unklar ist, wie viele Schüler sich tatsächlich aktiv beteiligten, denn die Teilnahme am sog. „Hitlerjugendlager“ war auffallend gering: 1935 waren nur zwei Pekinger Jungen und ein Mädchen dabei, 1936 waren es drei Jungen und drei Mädchen. Das „HJ-Lager“ wurde in den Sommerferien gemeinsam mit Teilnehmern aus Tianjin, Shanghai und Tayuan in Tsingtau/Qingdao durchgeführt, die Leitung lag beim dortigen Lehrer Dr. Voigt.
Zweifellos beeinflusste die nationalsozialistische Machtübernahme den Lehrstoff wie die Zusammensetzung von Schülerschaft und Personal, ohne dass herausragende parteikonforme oder ideologische Aktivitäten nachgewiesen sind. Im Veranstaltungskalender fallen neben den gewöhnlichen jahreszeitlichen Feiern und musikalischen Abenden für die Deutsche Gemeinde heute die „Hindenburggedenkfeier“, das „Heldengedenken“ und der „Führergeburtstag“ auf. Die Themen der Abschlussprüfungen im Fach Deutsch umfassten allgemeine, nicht konkret politisch-ideologische Bereiche wie „Vor- und Nachteile des Lebens in Ostasien gegenüber dem in Deutschland“, „Deutsche Kräfte in Peking“ oder „Warum machen wir Schulausflüge?“ - Im April 1942 wurde die Schulglocke feierlich einer Metallsammlung als „Beitrag der Mithilfe zum Sieg im Kriege für ein Groß-Ostasien“ gespendet. Neben den Schulangehörigen waren Pressevertreter, ein deutscher Botschaftsbeamter und ein japanischer Generalmajor zugegen.
Das Freizeit- und Sportangebot umfasste monatliche Wandertage, am 1. Mai gab es das Deutsche Jugendfest in der Deutschen Botschaft mit Sportprogramm (Ende April als „Reichssportfest“) im Botschaftsgarten und Siegerehrung am 1. Mai. Eine Turnhalle, Tennisplätze und das Schwimmbad des Peking-Clubs standen den Schülern offen, im Winter war Eislaufen beliebt. Besichtigungen, Fahrradausflüge, Schullager und Filmvorführungen bereicherten das Angebot. Unterrichtet wurde an 210 Schultagen bei bis zu 37 Unterrichtsstunden in den oberen Klassen. Der Französischunterricht wurde 1941 eingestellt.
Schwankend, dann wieder ansteigend war die Schülerzahl in der Pekinger Deutschen Schule. 1937 waren es 46 Schüler, davon 29 ausländische Staatsangehörige, in der Folgezeit sank die Schülerzahl, vermutlich wegen Ausscheidens von nicht-deutschen Kindern, auf 40 im Jahr 1939. Nach Kriegsbeginn stieg die Schülerzahl wieder an, auch weil ortsansässige Familien ihre Kinder nicht mehr zur weiteren Schulausbildung ins Deutsche Reich schickten. Im Herbst 1942 kamen weitere Schüler dazu, deren Familien nicht mehr durch die Sowjetunion nach Deutschland zurückreisen konnten. 1943 besuchten 78 Kinder Schule und Kindergarten, 1945/46, im letzten Jahr ihres Bestehens, hatte sie 90 Schüler in neun Klassen.
Die Ereignisse im Deutschen Reich und dessen Kapitulation führten in China nicht zum Erliegen der deutschen diplomatischen Vertretungen. Sie vertraten auch weiterhin die Interessen der deutschen Staatsangehörigen und deren Institutionen und wurden nach der Auflösung der Reichsregierung am 23.5.1945 in „Deutsche Ämter“ umgewandelt. Bereits am 10. Mai 1945 wurde über die Mittlere Reifeprüfung an der Schule beratschlagt. Die Prüfung sollte in der ersten Junihälfte stattfinden, und die Dienststelle der Deutschen Botschaft in Peking genehmigte am 30. Mai die Vorschläge des Schulvorstandes für den schriftlichen Teil der Schlussprüfung. Als Reichsbeauftragter wurde Generalkonsul Dr. Bracklo in Vertretung des Botschafters Altenburg ernannt. Als Beisitzer der Prüfung wurde Studienassessor Max Brann ernannt, der die Lehrbefähigung für höhere deutsche Schulen besaß. Mit der Ernennung Branns wurde dieser faktisch wieder in Dienst gestellt, nachdem er 1937 aufgrund des §6 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums in den Ruhestand versetzt worden war, da er als „Halbjude“ galt. Sieben der acht gemeldeten Prüflinge bestanden diese Prüfung. Die Prüfungsthemen waren unpolitisch; so lauteten die Themen für den deutschen Aufsatz: „a) Japaner und Chinesen – ein Vergleich. b) Wie soll man Geschenke machen? c) Spaziergänge durch das schöne Peking.“ Die Ergebnisse der Prüfung wurden den Prüflingen unter dem Vorbehalt späterer Anerkennung durch die deutschen Behörden mitgeteilt. Die Prüfungsunterlagen wurden bei der Deutschen Schule deponiert damit diese den heimischen Behörden zu einem späteren Zeitpunkt vorgelegt werden konnten. Nach der Schlussprüfung am 11. und 12. Juni 1945 folgten an der Schule eine Ausstellung von Schülerarbeiten (Zeichnen, Werkunterricht und Handarbeiten). Den Abschluss des Schuljahres 1944/45 bildeten am 15. Juni die Schlussfeier und die Entlassung der Prüflinge aus der Schule im Schulhof.
Die Wahrnehmung der Schulangelegenheiten übernahm Ende Juni 1945 der neuerrichtete Schulausschuss. Er hatte sein Mandat noch von der Reichdeutschen Gemeinschaft erhalten, seine konstituierende Sitzung war am 22. Juni. Lag bisher die Betreuung der Schule in Verwaltungsangelegenheiten in der Verantwortung des Schulobmanns der Reichsdeutschen Gemeinschaft, übernahm dies nun der Schulausschuss. Ihm oblag zusätzlich auch die fachlich-pädagogische Aufsicht über die Schule, da mit Kriegsende die Zentralbehörden des Deutschen Reichs nicht mehr existierten. Folglich erstreckte sich die Arbeit des Ausschusses auf den Lehrbetrieb, die Prüfungen und die Auswahl von Lehrkräften. Den Ausschuss bildeten Schulleiter Dr. Weiß, Frau Ruedorff, Herr Ruck, Dr. Wilhelm und Dr. Haas. Die Schulerziehung sollte nun auf christlicher Grundlage erfolgen, weshalb auch Pater Richartz und Pastor Lehmann in das Gremium aufgenommen wurden. Der Vorsitzende Dr. Wilhelm Haas (Deutsches Amt Peking) betonte in einer Rede vor den Eltern der Schule, dass man die künftige Schulpolitik des neuen deutschen Staates nicht kenne, jedoch klar sei, dass sie in wesentlichen Punkten im Gegensatz zur Schulpolitik der vergangenen Jahre stehen werde und das Gewissen und die Einsicht zum Maßstab des Handelns machen wolle. Als Richtlinie sollten daher die „ewigen Werte der deutschen Kultur, die unlöslich in der abendländischen Kultur wurzelt“ dienen. Den Kindern wolle man daher „das Bewusstsein von den Segnungen der Humanität und der Duldsamkeit als den Quell aller anderen Tugenden zuteil werden [...] lassen.“ Nur so könne die neue Generation „an der inneren Wiedergeburt unseres Volkes im Sinne seiner besten Traditionen Anteil [...] haben und so dem Vaterland und der Menschheit zugleich [...] dienen.“ Den Kindern der anderen Nationalitäten sollte nur „bestes deutsches Geistesgut“ vermittelt werden, um sie zu „dauernden Freunden der deutschen Kultur“ zu machen. Haas notierte in seinen Lebenserinnerungen, dass „als Zeichen des Protestes [...] einige Nazis demonstrativ den Raum“ verließen. „Es war ihr letzter Auftritt.“ Die große Mehrheit der Anwesenden stimmte dem Beschluss und den neuen Richtlinien zu.
Die Anstellung Max Branns als Schulleiter sollte ein sichtbares Zeichen für den neuen Kurs sein. Während der Sommerferien 1945 nutzte der Schulausschuss zusammen mit den nicht-kompromittierten Lehren die Zeit zur gründlichen Säuberung aller Bezüge auf den Nationalsozialismus durch Ausschneiden und Schwärzen der Schulbücher. Im folgenden Schuljahr wurde Staatsbürgerkunde auf Grundlage demokratischer Auffassungen eingeführt. Zum Schuljahrsbeginn im Herbst 1945 wurde Chinesisch als Pflichtfach eingeführt. Im November schlossen die amerikanischen Militärbehörden die Schule. Weiterer Unterricht bis zum Frühjahr 1946 fand, bis zum Ausschiffen der Deutschen, einstweilen privat in Wohnungen statt.
Quellen:
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